Inka Gelbrich
Bereits im Praktikum konnte Inka sehr viel Verantwortung übernehmen, und als sich die Möglichkeit bot, ihre Diplomarbeit bei den Bertelsmann Marketing Services zu schreiben, hängte sie ein weiteres halbes Jahr in Gütersloh dran. Das ist 13 Jahre her. Heute ist sie Vice President Sales & Key Account Management von Campaign und spürt ständig neue Trends im datenbasierten Marketing auf. Ihre Bucket List ist gespickt mit schönen Orten, die sie noch bereisen will. Aber glücklich ist sie schon mit drei Dingen: lieben Menschen, gutem Wetter und leckerem Essen.
Was hast du gemacht, bevor du zu Bertelsmann gekommen bist?
Abgesehen von einem Auslandsjahr im kalifornischen Santa Barbara nicht viel, denn ich bin noch während meines BWL-Studiums zu Bertelsmann gekommen – durch Zufall. Eine Praktikumsabsage in letzter Minute hatte mich gezwungen, mir einen sofort verfügbaren Ersatz zu suchen. Also schrieb ich etwa 100 Bewerbungen, und die Bertelsmann Marketing Services war das erste Unternehmen, das sich gemeldet hat. Zwei Tage später saß ich beim Vorstellungsgespräch, ein paar Stunden danach hatte ich in Bielefeld ein Zimmer in einer WG, und zwei Wochen darauf war mein erster Arbeitstag. Meine Freunde haben mir davon abgeraten nach Bielefeld zu ziehen, aber es sollte ja nur für ein halbes Jahr sein. Doch dann habe ich sehr schnell Verantwortung für einen großen Kunden übernommen und bin immer wieder in neue Aufgaben reingewachsen, bis ich schließlich 2015 mein erstes Team und zwei Jahre später die Leitung der Abteilung übernommen habe. Im Jahr 2019 durfte ich im Zuge einer Reorganisation eine Abteilung nach meinen Vorstellungen aufbauen und gestalten. Es gab also nie den Zeitpunkt, an dem ich hätte gehen wollen.
Hättest du jemals gedacht, dass du einmal deinen heutigen Job machst?
Nicht wirklich. Ich war in der Schule und in der Uni immer guter Durchschnitt, weil ich viele Sachen lernen musste, die mich nicht interessieren. Ich war schon immer ehrgeizig, aber nur in Disziplinen, die mir auch Spaß gemacht haben, zum Beispiel im Sport. In meiner Praktikumszeit bei der Bertelsmann Marketing Services habe ich durchweg positives Feedback bekommen, und war darüber teilweise irritiert. Dass mich mein Elan und Spaß an der Arbeit an meine jetzige Position als Bereichsleiterin bringen, hätte ich nie gedacht. Ich kann manchmal heute noch nicht glauben, wie sehr man über sich hinauswachsen kann, wenn das Umfeld stimmt.
"Wenn ich in den Urlaub gehe, bin ich super entspannt, denn ich weiß, mein Team hat den Laden im Griff."
Wie würdest du deiner Großmutter erklären, was du beruflich machst?
Wir helfen großen Unternehmen dabei, personalisierte Marketingkampagnen auszuführen. Dazu analysieren wir Daten, definieren Zielgruppen, wählen die richtigen Marketingkanäle aus und sorgen dafür, dass Kunden sehr individuell mit der richtigen Botschaft zum optimalen Zeitpunkt auf dem richtigen Kanal angesprochen werden.
Was macht deine Arbeit spannend?
Der extrem volatile Markt, in dem wir unterwegs sind. Alles ist ständig in Bewegung, es entstehen neue Trends, neue Kanäle, neue Herausforderungen. Wir müssen extrem flexibel und wach sein, um am Ball zu bleiben und unseren Kunden immer die bestmögliche Lösung anzubieten. Wir arbeiten mit vielen namhaften Unternehmen zusammen, die sich immer weiterentwickeln und uns spannende Aufgaben stellen.
Was war dein größter beruflicher Erfolg?
Ich bin extrem stolz auf mein Team, denn in einem Arbeitsumfeld, das viele Freiheiten bietet, ist es umso wichtiger, motivierte Leute zu haben. Für jede:n einzelne:n Mitarbeitende:n habe ich mich ganz bewusst entschieden. Das Ergebnis ist ein Team, auf das ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Wenn ich in den Urlaub gehe, bin ich super entspannt, denn ich weiß, mein Team hat den Laden im Griff.
Was motiviert dich?
Dass ich mich und meine Ideen sehr stark einbringen kann. Meine Vorschläge finden Gehör, es ist o.k., wenn ich Fehler mache oder meine Meinung ändere. Wir arbeiten in einem sehr agilen Umfeld, müssen ständig darüber nachdenken, wohin die Reise geht und den Status Quo hinterfragen. Da ist es schon toll, viele Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.
Wie ist das Geschäftsfeld Campaign eigentlich entstanden?
Ursprünglich waren wir ein Print- und Lettershop, aber wir haben schon früh in die Digitaldrucktechnologie investiert, mit deren Hilfe man jedes Mailing komplett personalisieren kann. Doch unsere Kunden waren häufig noch gar nicht so weit. Ihnen fehlte die Datenbasis, sodass sie unsere Dienstleistungen gar nicht nutzen konnten. Diese Erkenntnis führte dazu, dass wir unseren Kunden angeboten haben, die notwendigen Datenbanken gemeinsam mit ihnen aufzubauen. Aus unserer Analyse dieser Daten resultieren dann unsere Vorschläge, welche Marketingkampagnen auf welchen Kanälen sinnvoll sind.
"Eine gute Führungskraft bin ich nicht, wenn ich sage, wie es gemacht wird, sondern wenn ich aufzeige, wo das Ziel ist und sage: Viel Erfolg auf dem Weg dorthin – melde dich, wenn du Unterstützung brauchst!"
Als klassische BWL-Absolventin hast du die Datenanalyse erst im Job gelernt, oder?
Ich habe im Studium gelernt, wie ich mir Sachen aneignen kann. Und diese Fähigkeit ist für meinen Job viel wichtiger als alles, was ich inhaltlich an der Uni gelernt habe. Ich befinde mich quasi permanent in einer Lernphase, höre mich auf Veranstaltungen um, besuche Webinare, höre mir Kundenvorträge an. Ich muss mitbekommen, wie sich der Markt entwickelt, damit ich im nächsten Termin mit den Marketingverantwortlichen großer Unternehmen mitreden kann.
Unternehmertum und Kreativität sind die zentralen Werte von Bertelsmann. Was bedeuten sie für dich?
Um diese Werte wirklich zu leben, braucht man ein Arbeitsumfeld, das offen ist für neue Ideen und das Mitarbeiter dazu anregt, diese einzubringen. Das ist leichter gesagt als getan. Hier spielt das Mindset des Managements eine entscheidende Rolle. Führungskräfte dürfen sich nicht für allwissend halten, sondern sollten sich selbst kritisch hinterfragen und wissen, dass der Input jedes einzelnen Mitarbeitenden wichtig ist, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Und je diverser das Team ist, desto eher kann es wirklich kreativ arbeiten und Wachstum schaffen.
Was macht aus deiner Sicht eine gute Führungskraft aus?
Eine gute Führungskraft muss erreichbar sein, wenn ihr Rat gebraucht wird. Sie muss sehr konsequent Verantwortung abgeben und ihren Mitarbeitern nicht nur ermöglichen, den eigenen Weg zu finden, sondern ihnen zugestehen, auch mal falsch abzubiegen. Eine gute Führungskraft bin ich nicht, wenn ich sage, wie es gemacht wird, sondern wenn ich aufzeige, wo das Ziel ist und sage: Viel Erfolg auf dem Weg dorthin – melde dich, wenn du Unterstützung brauchst!
Was fällt dir ein, wenn du an deine berufliche Zukunft denkst?
Der technologische Fortschritt sorgt dafür, dass im Marketing sehr viele neue Trends und Innovationen entstehen. Es ist wichtig agil zu bleiben und als Team diese Agilität auf die Art und Weise der Zusammenarbeit zu übertragen. Ein Modell, bei dem alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort arbeiten, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das fordert meinem Team und auch mir als Führungskraft viel ab. Es ist herausfordernd, ein Team remote zu führen, das Bedürfnis ständig erreichbar zu sein wird steigen. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, auf sich selbst zu achten, bewusste Pausen zu nehmen, Meetings bewusster zu führen und die Kommunikation so zu verbessern, dass mein Team und ich uns nicht in diesem extrem agilen Umfeld verlieren.
"Ich kann nicht alles wissen, aber ich kann immer wieder Fragen stellen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten, zuhören, wach bleiben und mich neuen Gegebenheiten."
Was ist dir bei der Gestaltung deiner Karriere wichtig?
Ein flexibles Umfeld, das es mir erlaubt, zu wachsen und mich weiterzuentwickeln. Und das Gefühl, Mehrwert zu schaffen. Beides habe ich in meinem Job und werde es wahrscheinlich auch immer haben, solange ich in dieser Branche und in diesem Unternehmen bleibe.
Welche Fähigkeiten werden für dich persönlich in Zukunft wichtig sein und wie willst du diese entwickeln oder ausbauen?
Ich möchte meine Neugier beibehalten und das Bestreben, mich weiterzuentwickeln. Ich kann nicht alles wissen, aber ich kann immer wieder Fragen stellen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten, zuhören, wach bleiben und mich neuen Gegebenheiten anpassen.